Canon EOS M in der Praxis: Nelson Müller im Blitzlichtgewitter

Sternekoch Nelson Müller - Portrait (copyright protected!)
Sternekoch Nelson Müller

Eine bunte Auswahl von Bloggern aus unterschiedlichsten Bereichen traf sich diese Woche auf Einladung mit einigen Canon-Mitarbeitern im Hamburger Edelhotel “East”.
Dort hatten wir alle Gelegenheit, ausführlich die EOS M samt Zubehör zu befummeln. Aber nicht einfach nur so – nein, natürlich gab es auch ein Rahmenprogramm. Etwas zu fotografieren, sozusagen.
Am meisten dem Gewitter der Speedlite 90EX-Taschenfeuerwerke ausgeliefert war Fernseh- und Sternekoch Nelson Müller. Der war eigentlich da, um uns ein leckeres 3-Gänge-Menü zu zaubern und uns nebenbei noch so ein paar Kleinigkeiten zum Kochen zu erzählen. Doch die mitgelieferten Aufsteckblitze von Canons neuer (und bisher einziger) spiegellosen Kamera standen kaum still, besonders die Food-Blogger waren ganz aus dem Häuschen.
Nelson ertrug es mit Gelassenheit und wohlerzogener Höflichkeit, eine gewisse Aufmerksamkeit dürfte ihm wohl auch nicht neu sein. Das er nebenbei auch noch großartiges Essen zauberte, muß ich wohl kaum erwähnen.

Ja, und was gibt es nun über die EOS M zu sagen?

AF

Zuerst das wichtigste: Ja, der AF ist schmerzhaft langsam. Gerade im doch ziemlich dichten Gewimmel in der “Private Kitchen” bewegt sich schnell ein Arm, eine Person oder sonst irgendwas vor den AF-Punkt, bevor die Kamera scharf gestellt hat. Und dann pumpt sie wieder von neuem los. Unschön. Selbst die meisten Kompaktkameras sind da deutlich schneller und unkomplizierter. Natürlich, das bemerkte eine Canon-Mitarbeiterin richtig, stellt der APS-C-große Sensor ganz andere Ansprüche an den Autofokus als die Winzsensoren der meisten Taschenknipsen. Dennoch, es ist kein Geheimnis, das die Konkurrenz (z.B. von Sony) es bedeutend und entscheidend besser kann. Das sah eigentlich jeder so, mit dem ich an dem Abend sprach.

Preis

Ebenfalls Einigkeit herrschte meinem Vernehmen nach darüber, daß der UVP der M (849 Euro inkl. 18-55 IS-Kitobjektiv) einfach zu hoch angesetzt ist. Das ist aber bei Canon (zumindest im Kamerasegment) für mich aktuell ein generelles Problem. Objektiv- und DSLR-Preise der neueren Produkte sind allesamt (zu) saftig. Zumindest bei der EOS M fällt aber zum Glück der Marktpreis bereits jetzt deutlich geringer aus.

Gehäuse & Bedienung

Das waren die großen Schwächen der Kamera, der Rest gefiel mir eigentlich ganz gut. Das Gehäuse ist wirklich kompakt, ohne winzig zu sein. Ich fand meine weiße auch nicht schlecht zu halten oder schlüpfrig (habe allerdings auch kleine Hände). Die Kamera bietet überraschenderweise praktisch alle Funktionalität einer DSLR, wenn man sie entsprechend einstellt. Dann ist die Bedienung natürlich weniger schnell und übersichtlich als bei einer “großen”, aber dennoch nicht schlecht. Und das empfinde ich schon als große Leistung. Einzig das AF-Feld würde ich gern alternativ auch anders als nur mit dem Touchscreen verlegen können.
Gleichzeitig lässt sich die Spiegellose auch von Einsteigern mit weniger Tuningwünschen bedienen. Hier sind andere Kameras, vor allem Kompakte, aber doch noch einfacher. So hörte ich von einem fotografisch weniger bewanderten Blogger, dass er sich “spielerische Heranführung” an die Funktionen durch die Kamera wünscht. Da zeigt sich der Spagat, den Canon schaffen will und der beide Lager zu Kompromissen zwingt – ein heikler Drahtseilakt.

Bildqualität

Nelson Müller + Fisch
Canon EOS M mit EF-M-Kitobjktiv, 1/50, f5.6, ISO 2500

Die Bildqualität ist erstaunlich gut. Nun, vielleicht doch nicht ganz so erstaunlich, bedenkt man das die Innereien der M sehr der EOS 650D ähneln. Ich war aber unter den extrem schlechten Lichtbedingungen doch beeindruckt, wie gut die Bilder auch bei hohen ISO-Einstellungen noch verwendbar sind (zumindest eben für z.B. Partyfotos, sicher eher nicht für Galerie-Ausstellungen).

Was ich ziemlich störend fand, war die “Auslöseverzögerung” (die vielleicht gar keine war). Löst man die Kamera aus, friert das Bild kurz ein, läuft dann vll. eine knappe Sekunde weiter und anschließend sieht man das geschossene Bild. Wie viel Verzögerung dann wirklich vom Auslösen zur Aufnahme besteht, ist ganz schwer zu sagen – es kommt einem aber lang vor. Das trübt den Gesamteindruck leider, vor allem in Kombination mit dem ohnehin lahmen AF.

Die Videofunktionalität habe ich kurz ausprobiert, ihr seht das Ergebnis auch hier (Vorsicht, FullHD, fast 600 MB!). Was man merkt? Das ich keine Ahnung vom Filmen habe. Und das die Bildqualität sehr gut ist. Die Helligkeit kann man übrigens während der Aufnahme per Touchscreen regeln, was ich auch getan habe. Das könnte allerdings noch ein bisschen flotter und einfacher gehen. Zum Beispiel über einfaches und direktes Drehen am Einstellrad.

Zubehör

Fotografisch richtig interessant wird es, wenn man die umfangreichen Ausbaumöglichkeiten der Kamera nutzt. Schließlich lässt sich beinahe alles Zubehör, daß es für die EOS-DSLRs gibt, auch an der M nutzen. Dank dem (wieder nicht billigen) EF-Adapter passen auch die “großen” Canon-Objektive, ebenso aber die mit EF-S-Anschluss und die für Canon kompatiblen von Drittherstellern (wie Tamron oder Sigma) – ich habe es ausprobiert.

EOS M beim Filmen
EOS M beim Filmen (aufgenommen ebenfalls mit EOS M und Kitobjektiv, ISO 5000, Ausschnitt)

Bei den Aufsteckblitzen ist man auch nicht auf den mitgelieferten Speedlite 90EX beschränkt. Der ist zwar für seine Größe erstaunlich stark und bringt sogar eine Master-Steuerung(!) mit, blitzt aber leider immer nur direkt nach vorne.
Mit EF-Objektiven oder einem riesigen Speedlite 580EX II drauf sieht die Kombination aber auch schon etwas albern aus.
Nach Benutzung z.B. des Tamron 24-70 f2,8 VC USD an der EOS M kam bei mir der Wunsch auf etwas ähnliches direkt im M-System, mit der recht hochwertigen und sehr kompakten Bauweise der bisher erhältlichen Objektive, zu haben. Leider, leider ist aber bisher das M-System viel zu klein aufgestellt. Außer dem eher lichtschwachen Kit (18-55mm 1:3,5-5,6 IS STM) gibt es nur das 22mm 1:2 STM-Pancake, dass ich persönlich aber nicht so nützlich finde.
Sicher wird das nicht lange so bleiben.

Nicht mehr so richtig handlich: Canon EOS M mit Canon Speedlite 580EX II

Canon EOS M mit Canon 28 f1.8 USM
Spannendes Team: Canon EOS M mit Canon 28 f1.8 USM (1/50, f1.8, ISO 400, indirekter Aufhellblitz)

Was übrigens komplett fehlt, ist irgendeine Möglichkeit der drahtlosen (WLAN-)Übertragung oder Steuerung. Das ist enttäuschend, sind doch bei den eigenen(!) Kameras Powershot S110 oder EOS 6D schon entsprechende Module direkt eingebaut. Eine Katastrophe ist das nicht, nur eine vertane Chance.

Fazit (zur Kamera)

Die EOS M macht vom Gehäuse, der Bedienung und der Bildqualität her einen guten bis sehr guten Eindruck auf mich. Neben der zu hoch angesetzten UVP stört aber vor allem der viel zu langsame Autofokus.
Auch das Verhalten bei der Aufnahme (oben habe ich es als “Auslöseverzögerung” betitelt) stört.
Der Preis ist bereits am Fallen, ob die EOS M aber eine echte Chance am Markt hat, dürfte vor allem daran hängen, ob mit einem Firmware-Update noch etwas (vor allem der AF) verbessert werden kann. Leider gibt es bis dato keine Informationen dazu.
Das Programm an handlichen Objektiven ist sehr begrenzt, aber das sich das ändern wird bezweifle ich nicht.

Halte ich die Kamera für einen interessanten Kandidaten als Zweit- (oder Dritt-)Kamera oder als DSLR-Alternative für die Handtasche? Absolut, aber: nicht mit dem derzeitigen Autofokus.

MiGel_Nelson_Müller_Fotos_Canon
Eine interessante Suppe hat Canon da mit der EOS M gekocht. Mit nervöser Neugier darf man erwarten, wie sie dem Markt schmecken wird…

Hier Artikel von anderen Anwesenden:

http://www.benhammer.de/2012/12/07/die-canon-eos-m-systemkamera

http://schoenertagnoch.blogspot.de/2012/12/kochen-mit-nelson-muller-und-canon.html

http://www.packtsan.de/canon-gifts-from-the-kitchen

http://scrap-impulse.typepad.com/scrapimpulse/2012/12/power-to-generation-m.html

http://www.thomas-reimann.com/2012/12/mit-der-canon-eos-m-in-hamburg

http://kulinarischeswunderland.blogspot.de

http://www.drlima.net/2012/12/mein-erstes-mal-in-hamburg-mit-der-neuen-canon-und-einem-gourmet-vom-feinsten

http://worldtravlr.net/2012/12/get-together-canon-eos-m-blogger-nelson-muller-in-hamburg

http://www.innenaussen.com/2012/12/mit-canon-eos-m-in-hamburg.html

http://kochtopf.twoday.net/stories/gifts-from-the-kitchen-ein-abend-mit-der-canon-eos-m-in-hamburg/

10 Kommentare zu „Canon EOS M in der Praxis: Nelson Müller im Blitzlichtgewitter“

  1. Hallo und vielen Dank für deinen Kommentar bei mir! Schöner Bericht und auch fachkundige Aussagen zur Kamera, ich habe mich ja mehr aufs Kochen & Essen konzentriert 😉 Danke fürs Verlinken!

    Viele Grüße und “schöner Tag noch”,
    Juliane

  2. Pingback: Die Canon EOS M Systemkamera - benhammer.de

  3. Pingback: Mit der Canon EOS M in Hamburg | Thomas Reimann Photography | Digitale Fotografie und Bildbearbeitung aus Karlsruhe

  4. Pingback: Get Together: Canon EOS M, Blogger & Nelson Müller › WORLDTRAVLR

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